Banzai

Hallo, ich bin Banzai. Dass ich wie ein japanischer Kampfschrei heiße, ist tatsächlich ziemlich lustig. Denn eigentlich beschreibt mich das ziemlich gut: Ich bin wild, ungefiltert und gehe immer mit allen Pfoten nach vorne.

Ich bin ungefähr fünf Monate jung und habe trotzdem schon mehr erlebt, als manch anderer in einem ganzen Hundeleben. Genau genommen habe ich schon jetzt die Schnauze gestrichen voll! Ich komme aus der Smeura, einer riesigen Auffangstation in Rumänien und hatte, wie ihr euch wahrscheinlich denken könnt, keinen leichten Start ins Leben. Irgendwie bin ich dann hier in Wildungen gelandet – in Sicherheit, ja, aber innerlich noch ziemlich durch den Wind.

Die Leute hier im Tierheim nennen mich eine „charakterliche Herausforderung“. Das klingt vielleicht hart – aber auch ehrlich. Manche sagen, ich bin traumatisiert. Andere sagen, ich bin unberechenbar. Fakt ist: Ich bin kein Schoßhündchen, das dir sofort ins Herz springt und sich an dich schmiegt. Eher das Gegenteil: Ich meide Körperkontakt, und wenn ich mich in die Ecke gedrängt fühle, kann ich auch mal nach vorne gehen. Wenn´s richtig dumm kommt, kann das für einen von uns dann auch mal schmerzhaft werden. Nicht aus Bosheit – sondern weil ich einfach (noch) keinen anderen Weg kenne.

Anfangs war ich noch mit meinen Geschwistern zusammen – das war mein sicherer Rückzugsort. Unsichtbar bleiben, das konnte ich gut. Inzwischen wohne ich in einer WG mit anderen Hunde-Teenies in meinem Alter, weil ich lernen soll, wie „soziales Miteinander“ eigentlich funktioniert. (Auch wenn ich überhaupt keinen blassen Schimmer habe, was das überhaupt ist?!) Immer diese Menschen mit ihren schlauen Ideen: „Banzai muss sich entwickeln, Banzai braucht neue Reize, Banzai soll sozialisiert werden.” Und da steh ich nun, mit meinem leicht angeschlagenen Nervenkostüm, in einer Gruppe aufgeregter Teenager, die fröhlich durch den Auslauf hüpfen, während ich mir denke: „Was ist eigentlich falsch mit euch?!“ Der Plan dahinter ist anscheinend, dass ich viel beobachte und mich am Ende ein bisschen an den anderen orientiere. Okay, zum Teil klappt das auch, denn eigentlich bin ich ja schon neugierig. Aber vor allem eben vorsichtig. Sehr vorsichtig.

Aber bevor du mich jetzt gleich abschreibst: Ich bin kein hoffnungsloser Fall! Aber ich bin definitiv ein Langzeitprojekt mit richtig viel Tiefgang. Wer mich zu “seinem” Hund machen will, braucht Geduld. Verdammt viel Geduld! Eine Menge Fingerspitzengefühl, eine ordentliche Portion Einfühlungsvermögen und bitte keine Erwartungen an schnellen Fortschritt. Ich hab Potenzial, wirklich! Nur halt in alle Richtungen. Ja, man muss bei mir in ganz kleinen Mikroschritten arbeiten. Und Berührungen sind aktuell sowas wie mein Endgegner. Aber tief in mir drin – also wirklich ganz tief – da ist ein klitzekleiner Funke Hoffnung. Ich bin nämlich nicht dumm. Ich bin halt nur... sagen wir... emotional extravagant.

Momentan arbeiten wir übrigens gerade auf Hochtouren daran, mich “vermittelbar” zu machen. Auch wenn ich keine Ahnung habe, was das sein soll, “vermittelbar für ein schönes Zuhause”. Aber ich schätze, das ist bis dahin sowieso noch ein ziemlich steiniger Weg. Wahrscheinlich sogar einer mit vielen Umwegen, vielleicht auch mit Schlaglöchern – aber der führt mit jedem Tag und mit minikleinen Mikroschritten immer ein bisschen mehr in Richtung Vertrauen. Und wer weiß – vielleicht, ganz vielleicht wartet am Ende ja doch ein Happy- End auf mich. Mit einem richtigen Zuhause, mit Couch. Und vielen Leckerlies. Und Menschen, die mich einfach so nehmen, wie ich bin.

Eure Banzai.

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